Die grösste Herausforderung birgt wohl der anstehende Umbau des Stromnetzes. So werden wir in den nächsten Jahren die Transformation von zentralistisch nach dezentral organisierten Stromnetzen bewältigen müssen. Wo früher wenige grosse Kraftwerke die Netztopologie vorgaben, sind heute und in Zukunft viel mehr mittlere und kleinere Kraftwerke anzutreffen, welche eine andere Netzform nötig machen.
Für einen stabilen Netzbetrieb müssen sich in einem Stromnetz Produktion und Verbrauch jederzeit die Waage halten. Photovoltaik- und Windkraftwerke sind vom Wetter abhängig. Man kann also Verbrauch und Produktion von elektrischer Energie nicht mehr in der Grössenordnung aufeinander abstimmen, wie das mit den vergleichsweise wenigen grossen Kraftwerken früher der Fall war. Um diesem zufälligen Element begegnen zu können, werden mehr Speichermöglichkeiten gebaut werden müssen und der Stromverbrauch muss vermehrt gesteuert werden.
Bei der Stromversorgung müssen wir zudem kontinental denken. Gerade das Beispiel Texas im vergangenen Februar zeigt, wie anfällig isolierte Stromnetze auf äussere Einflüsse sein können. Entsprechend müssen wir den Ausbau und die Stärkung der europaweiten Höchstspannungsverbindungen weiter forcieren. Es muss in Zukunft möglich sein, die rauen (und dafür produktiven) Herbstwinde in der Nordsee mittels Windrädern energietechnisch auszunutzen, um auch Länder im südlichen Europa versorgen zu können.
Für die Trinkwasser- und Gasversorgung ist eine funktionierende Stromversorgung das Wichtigste. Beim Trinkwasser müssen wir dem Klimawandel begegnen. Um längere Trockenperioden überbrücken zu können, müssen die vorhandenen Quell- und Grundwasserfassungen sowie die zugehörigen Reservoire stetig unterhalten und ausgebaut werden. Was beim Stromnetz gilt, hat auch beim Trinkwasser seine Richtigkeit. Je dichter ein Leitungsnetz vernetzt ist, desto grösser ist die Versorgungssicherheit. Auch eine Spinne hängt ihr Netz nicht an einem Faden auf. Stattdessen versucht sie, so viele Haltepunkte wie möglich zu finden.
Eine weitere grosse Herausforderung ist die IT-Sicherheit. Energieversorger haben in den meisten Fällen noch zu wenig Know-how was die IT-Infrastruktur und deren Einbruchsicherheit betrifft. Trotzdem werden immer mehr webbasierte, vernetzte Werkzeuge und Applikationen genutzt, was zu Sicherheitsrisiken führen kann. Auch hier ein Beispiel aus Nordamerika: Kürzlich gelang es einem Hacker, in die Leittechnik eines Trinkwasserversorgers in Florida einzudringen. Er hat dabei die Beigabe von Natronlauge vervielfacht. Nur durch Glück konnten tödliche Konsequenzen für die Kunden in letzter Sekunde verhindert werden.
Um solchen Vorfällen zuvorzukommen, schalten wir vieles noch von Hand. So kann z.B. keiner unserer Mittelspannungsschalter von der Leitstelle aus geschalten werden. Jede Schalthandlung muss vor Ort getätigt werden.